Betriebsmittel in der biologischen Landwirtschaft

Definition, Rolle und Bedeutung in einer verantwortungsvollen Produktion

 

Die biologische Landwirtschaft zeichnet sich durch Praktiken aus, die die Umwelt, die Böden, die Biodiversität und die natürlichen Ressourcen schonen.

Inmitten dieses Systems kommt den Betriebsmitteln eine Schlüsselrolle zu. Allerdings werden sie in der Bio-Landwirtschaft ganz anders gehandhabt als in der konventionellen Landwirtschaft. Deshalb bedarf es einem tiefgreifenden Verständnis ihrer Funktion, ihrer Auswahlkriterien und ihres Impakts.

Was ist ein Betriebsmittel in der biologischen Landwirtschaft?

Ein Betriebsmittel wird definiert als ein Produkt, das am Herstellungsprozess eines als Bio zertifizierten Produkts beteiligt ist, das jedoch selbst nicht als Bio zertifiziert wird.

Es gibt mehrere Arten von Betriebsmitteln, darunter:

  • Düngemittel
  • Pflanzenschutzmittel
  • Reinigungs- und Desinfektionsmittel
  • Önologische Betriebsmittel
  • Zusatzstoffe und Verarbeitungshilfsstoffe für die menschliche und tierische Nahrung

 

Diese Betriebsmittel sind wichtig, um eine effiziente Produktion zu ermöglichen, in der biologischen Landwirtschaft müssen sie jedoch strenge Kriterien in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz erfüllen.

 


Die europäische Gesetzgebung in Sachen Betriebsmittel in der biologischen Landwirtschaft

Die europäische Gesetzgebung in Sachen Verwendung von Betriebsmitteln in der biologischen Landwirtschaft ist streng. Die Verordnungen 2018/848 und 2021/1165 geben die Grundprinzipien der Bio-Landwirtschaft in Europa vor und legen die Listen der zugelassenen Betriebsmittel fest.

Was sind die Zulassungskriterien für Betriebsmittel?

Damit ein Betriebsmittel in der biologischen Landwirtschaft zugelassen wird, muss es einige Kriterien erfüllen:

  1. Aus natürlichen Rohstoffen stammen: Die Substanzen müssen pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Ursprungs sein. Die Verwendung von synthetischen Stoffen ist streng begrenzt und reglementiert.
  2. GVO-frei sein: Gentechnisch veränderte Organismen sowie deren Folgeprodukte sind in der biologischen Landwirtschaft streng verboten, sowohl für Betriebsmittel als auch für Saatgut.
  3. Die Ökosysteme und die Bodengesundheit erhalten: Die Betriebsmittel dürfen das natürliche Gleichgewicht nicht stören, der Biodiversität nicht schaden und den Boden und das Wasser nicht verunreinigen.
  4. Einen geringen Umwelteinfluss haben: Die Produkte müssen biologisch abbaubar sein und sie dürfen keine giftigen Rückstände in der Umwelt hinterlassen.

 


Wie weiß ich, ob ein Betriebsmittel in der biologischen Landwirtschaft zugelassen ist?

In der Bio-Landwirtschaft zugelassene Betriebsmittel erkannt man an der Aufschrift „in der biologischen Landwirtschaft zugelassenes Produkt“ auf den Etiketten und in den technischen Datenblättern der Produkte.

Das Euroblatt-Logo darf nicht für Betriebsmittel und Rohstoffe verwendet werden. Es darf nur auf einfachen oder verarbeiteten bio-zertifizierten Produkten angebracht werden.

Die Bedeutung einer nachhaltigen Bodenbewirtschaftung in der Bio-Landwirtschaft

Die biologische Landwirtschaft zeichnet sich durch ihre sorgfältige und nachhaltige Bodenbewirtschaftung aus. Die Böden sind nicht einfach nur ein Substrat für Pflanzen; sie werden als lebende Ökosysteme betrachtet, die Lebensraum für eine Vielzahl von Mikroorganismen bieten, die für die Gesundheit der Kulturen sehr wichtig sind. Deshalb ist das Betriebsmittelmanagement in der Bio-Landwirtschaft darauf ausgelegt, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und langfristig zu erhalten, anstatt die Bodenressourcen zu erschöpfen.

Die positive Wirkung der Fruchtfolge

Die Fruchtfolge ist ein wichtiger Vorgang in der biologischen Landwirtschaft. Durch den Wechsel der Kulturen auf einer Parzelle im Laufe der Jahre verhindert man eine Auslaugung der Bodennährstoffe und man unterbricht den Zyklus von kulturspezifischen Krankheiten und Schädlingen. Dadurch verringert sich der Bedarf an Pflanzenschutzmitteln, da sich Schädlinge und Krankheitserreger in einer vielfältigen Umgebung schlechter entwickeln.


Die ökologischen und ökonomischen Vorteile von Betriebsmitteln in der biologischen Landwirtschaft

1. Verringerung des CO2-Fußabdrucks

Die biologische Landwirtschaft hat dank der Verwendung natürlicher Betriebsmittel einen geringeren CO2-Fußabdruck als die konventionelle Landwirtschaft. Chemische Düngemittel zum Beispiel verbrauchen viel Energie in der Herstellung und im Transport. Organische Düngemittel wie Kompost hingegen werden oft lokal hergestellt, wodurch weniger Treibhausgase freigesetzt werden.

2. Wiederherstellung der natürlichen Ökosysteme

Durch die Verwendung biologischer Betriebsmittel werden die Biodiversität und die Wiederherstellung der beschädigten Ökosysteme gefördert. Zum Beispiel verbessern der Fruchtwechsel und die Gründünger die Bodenqualität und schaffen zugleich Lebensraum für bestäubende Insekten und kleine Tiere.

3. Mehrwert für den Verbraucher

Den Verbrauchern ist die Herkunft der Produkte, die sie kaufen, immer wichtiger. Die Verwendung biologischer Betriebsmittel garantiert eine Produktion, die frei von chemischen Rückständen ist, wodurch das Vertrauen der Verbraucher in bio-zertifizierte Produkte gestärkt wird. Zudem tragen diese Praktiken zu einem höheren Nährstoffgehalt (insbesondere Vitamine und Antioxydanzien) der Produkte bei.

Die Rolle von Certisys bei der Möglichkeit, Betriebsmittel in der biologischen Landwirtschaft zu nutzen.

Certisys ist eine unabhängige Zertifizierungsstelle, die Bio-Erzeuger in ihrer Tätigkeit und beim Einhalten der europäischen Bio-Normen begleitet. Wir achten darauf, das alle verwendeten Betriebsmittel mit der Gesetzgebung in Einklang stehen und dass die landwirtschaftlichen Praktiken nachhaltig sind. Unser Ansatz beruht auf der Unterlagenprüfung und/oder auf Audits, um die Landwirte bei der Wahl der Betriebsmittel zu unterstützen, die am besten auf die Bedürfnisse ihres Betriebs zugeschnitten sind.

Über die Ecocert-Gruppe, deren Benelux-Filiale Certisys ist, können Sie in unserer Online-Datenbank www.intrants.bio die von Ecocert/Certisys überprüften und bestätigten Betriebsmittel einsehen. Diese Datenbank umfasst mehr als 10.000 in der Bio-Landwirtschaft zugelassene Referenzen für mehr als 1.100 Unternehmen weltweit.

 

Zwei Garantielevel für Ihre landwirtschaftlichen Betriebsmittel

Unterlagenprüfung

Dies ist die Überprüfung der Produktformeln, der Zutaten und der Etiketten. Wenn Ihr Betriebsmittel konform ist, ist es auf der Website www.intrants.bio aufgeführt und Sie dürfen den Vermerk „in der biologischen Landwirtschaft zugelassenes Produkt“ auf den Etiketten und Verpackungen Ihrer Produkte anbringen.

Betriebsmittelbescheinigung

Eine Zusatzgarantie in Sachen Rückverfolgbarkeit, Qualität und Sichtbarkeit für Ihre Betriebsmittel! Bei der Betriebsmittelbescheinigung ist der erste Schritt ebenfalls eine Unterlagenprüfung, die jedoch gefolgt ist von einem Vor-Ort-Audit, um die Richtigkeit der abgegebenen Erklärung, das Qualitätssystem und die Rückverfolgbarkeit zu überprüfen. Im Anschluss an diese vollständige Kontrolle wird das Betriebsmittel, sofern es konform ist, auf der Website www.intrants.bio als „bescheinigt“ gelistet und Sie dürfen unser Logo „Ecocert Intrants“ auf Ihren Etiketten und Verpackungen anbringen. Sie erhalten eine Geschäftsbescheinigung (« attestation commerciale »), die die Konformität Ihrer Produkte garantiert.


Schlussfolgerung

Betriebsmittel in der biologischen Landwirtschaft zu verwenden bedeutet weitaus mehr, als den Kulturen etwas Zusätzliches zuzuführen. Betriebsmittel sind einer der Pfeiler einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Produktion. Allerdings ist ihre Verwendung streng geregelt, um zu gewährleisten, dass sie wirklich zu einer umweltbewussten Produktion beitragen. Certisys kommt eine Schlüsselrolle zu, indem es darauf achtet, dass die Betriebsmittel den Bio-Normen entsprechen und die Ökosysteme respektieren.

Die biologische Landwirtschaft entwickelt sich weiter und bietet weiterhin nachhaltige Alternativen zur konventionellen Landwirtschaft. Der verantwortungsvolle Umgang mit in der Bio-Landwirtschaft zugelassenen Betriebsmitteln, in Kombination mit innovativen Praktiken, ermöglicht die Produktion gesunder Lebensmittel und zugleich den Erhalt unseres Planeten.

 

 


Mehr info 

Drei Arten von Betriebsmitteln genauer erklärt:

1. Natürliche Düngemittel in der biologischen Landwirtschaft

In der biologischen Landwirtschaft müssen Düngemittel einen natürlichen Ursprung haben, wie z. B. Dung, Kompost oder Gründünger. Letztere sind besonders interessant, da sie die Bodenstruktur verbessern, seinen Gehalt an organischen Stoffen erhöhen und die mikrobielle Biodiversität fördern.

Die Gründünger wie Luzerne oder Klee werden zwischen die Hauptkulturen gesät und dienen dazu, den Boden an Stickstoff, ein wichtiger Stoff für das Pflanzenwachstum, anzureichern. Die Dünger verbessern nicht nur die Bodenqualität, sondern verringern auch die Bodenerosion und verbessern die Wasserrückhaltung.

Der Kompost ist ein weit verbreitetes Betriebsmittel in der biologischen Landwirtschaft. Er besteht aus zersetzten organischen Stoffen (Lebensmittelreste, Mist, Pflanzenreste).  Kompost reichert die Böden mit wichtigen Nährstoffen an und verbessert zugleich die Struktur und die Wasserrückhaltefähigkeit der Böden. Durch die Zersetzung werden die Abfälle zu einer wertvollen Ressource für die Böden, was die Bedeutung der Wiederverwertung von organischen Stoffen in Bio-Höfen verdeutlicht.

2. Natürliche Pflanzenschutzmittel

In der biologischen Landwirtschaft müssen die zugelassenen Betriebsmittel natürlichen Ursprungs sein und sparsam verwendet werden. Stoffe wie Kupfer und Schwefel, die unter gewissen Bedingungen in der Bio-Landwirtschaft erlaubt sind, werden gegen spezifische Krankheit wie Mehltau eingesetzt.

Zu den natürlichen Insektiziden gehören Substanzen wie Pyrethrum, ein Pflanzenextrakt, das gegen verschiedene schädliche Insekten zum Einsatz kommt.

Trotz alledem wird vor allem zu einer biologischen Schädlingsbekämpfung geraten, d.h. zur Verwendung lebender Organismen, um die Schädlingspopulationen zu kontrollieren. So können zum Beispiel Raubinsekten wie Marienkäfer in die Kulturen eingeführt werden, um Blattläuse auf natürliche Weise zu beseitigen.

Bio-Landwirte nutzen zudem besondere Anbautechniken wie die Fruchtfolge und die Kombination von gewissen Pflanzen, um das Auftreten von Krankheiten und Schädlichen zu begrenzen. Diese Praktiken verringern die Abhängigkeit von Betriebsmitteln und fördern ein robusteres landwirtschaftliches Ökosystem.

3. Bodenverbesserungsmittel: die Gesundheit der Böden erhalten

Bodenverbesserungs-mittel wie Kalk oder Holzasche kommen in der Bio-Landwirtschaft zum Einsatz, um den pH-Wert des Bodens und die Bodenstruktur zu verbessern. Die Zugabe von organischen Stoffen ist wichtig, um die Gesundheit des Bodens langfristig zu erhalten. Dadurch wird dessen Gehalt an Kohlenstoff erhöht, der ein wichtiges Element im Kampf gegen den Klimawandel ist.

Tipps aus der biologischen Landwirtschaft

Was die biologische Landwirtschaft unter anderem auszeichnet ist die ständige Suche nach alternativen Methoden, um die Verwendung von Betriebsmitteln, auch von jenen, die zugelassen sind, zu begrenzen. Nun werden einige innovative Praktiken vorgestellt, die Bio-Landwirte anwenden, um die Verwendung von Betriebsmitteln zu reduzieren oder letztere zu ersetzen:

  1. Mulchen: Durch das Mulchen der Kulturen mit Stroh, Holzspänen oder anderem organischem Material wird der Bedarf an Unkrautvernichtungsmitteln reduziert indem das Wachstum von Unkraut gebremst wird und die Bodenfeuchtigkeit wird zugleich bewahrt.
  2. Agroforstwirtschaft: Das Einbringen von Bäumen in die landwirtschaftlichen Systeme ermöglicht die Schaffung eines positiven Mikroklimas für die Kulturen, eine Verringerung der Bodenerosion und eine bessere Biodiversität.
  3. Begleitpflanzen: Einige Pflanzen, wie z. B. die Ringelblume oder Basilikum, können in die Nähe von Hauptkulturen gepflanzt werden, um Schädlinge auf natürliche Weise zu vertreiben. Diese Pflanzenkombinationen schaffen ein ausgeglichenes Ökosystem, in dem die Pflanzen sich gegenseitig schützen.
  4. Selbst hergestellte Betriebsmittel: Zahlreiche Bio-Landwirte stellen einige Betriebsmittel selbst her, zum Beispiel Kompost oder Brennnesseljauche, ein natürliches, biostimulierendes Produkt, das sehr effizient gegen Krankheiten wirkt.